Gendern: Welche Maßnahmen wende ich an

 

Im Wesentlichen geht es darum, Wörter im sogenannten generischen Maskulinum zu vermeiden. Diese Wörter haben zwar einen funktionalen Charakter, sind aber im Verständnis von Männern und Frauen angeblich oder wirklich auf Männer ausgerichtet und meinen Frauen nur mit. Frauen werden angeblich oder wirklich von Schreibern und Lesern nicht mitgedacht.

Beispiele

Eindeutig männlich ausgerichtet “der Professor“, weniger eindeutig: „der Sender“, vielleicht rein funktional und damit neutral, aber für Gender-Anhänger verdächtig: der „Chefsessel“ oder die „Herstellerfirma“.

Man kann solche Wörter nicht einfach vermeiden, sondern muss etwas an ihre Stelle setzen. Dafür gibt es zwei Hauptmaßnahmen und für diese zahlreiche Einzelmaßnahmen:

  • Man führt die Wörter in beiden Geschlechtern auf (Beidnennung). Das macht Frauen sichtbar und gleichrangig.
  • Man ersetzt diese Wörter, sei es durch Neutralisierung oder durch Umschreibungen. Damit benachteiligt man Frauen nicht mehr.

Es droht, dass die Texte durch die Maßnahmen länger und/oder schlechter lesbar werden und an Eindeutigkeit verlieren. In der Praxis hängt das im Wesentlichen von zwei Faktoren ab:

Primär davon, wie viele solche Wörter im Text vorkommen: eher wenige, wenn es um das Verhältnis von Menschen zu Objekten geht, eher mehrere, wenn es um das Verhältnis von Mensch zu Mensch geht. In letzterem Fall kommt es darauf an, ob die Menschen im genderfreundlichen Plural oder im genderabweisenden Singular angesprochen werden. – Bei kurzen Texten geht die Beidnennung nicht so auf die Nerven.

Sekundär davon, wie perfekt der oder die Schreibende gendern will. Es gibt „genderschwierige“ Wörter, deren Ersetzung die Lesbarkeit erheblich beeinträchtigen.

Beispiele für genderschwierige Wörter

„Ärzteschaft“ oder „freundlich“ oder „Projektpartner“ oder „Spielervertreter“ (aus zwei männlichen Wörtern zusammengesetztes Wort, gegendert wäre das: “Vertreter oder Vertreterin der Spieler oder Spielerinnen“, bzw. in Sparschreibung: Vertreter/in der Spieler/inn/en“).

Die Frage lautet also nicht: Gendern oder Nicht-gendern, sondern: Wie umfangreich und mit welchen Maßnahmen gendern?

Also stellt sich die Frage, welchen Ansatz man verfolgen will, d.h. welche Qualitätsmerkmale von Texten man einerseits anstrebt und wie sehr man andererseits bereit ist, diese durch Gender-Maßnahmen zu beeinträchtigen.

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